Zurück zur Übersicht
06.03.2024

Bundesverdienstkreuz für Barbara Hüsing

Barbara Hüsing

Wir gratulieren Barbara Hüsing, die für ihr langjähriges Engagement gegen das Vergessen das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Dass die Gedenkstätte Bullenhuser Damm heute in Hamburg existiert, ist dem Engagement von Günther Schwarberg und Barbara Hüsing zu verdanken. Ende der 1970er Jahre haben mehrere „Stern“-Artikel des Journalisten Günther Schwarberg dafür gesorgt, dass eine größere Öffentlichkeit auf die Ermordung von 20 jüdischen Kindern und mindestens 28 erwachsenen KZ-Häftlingen im April 1945 aufmerksam wurde.

Barbara Hüsing hatte Mitte der 1970er-Jahre von ihrem späteren Mann Günther Schwarberg von den Morden am Bullenhuser Damm erfahren und die von ehemaligen KZ-Häftlingen ausgerichteten frühen Gedenkfeiern für die Ermordeten am Bullenhuser Damm besucht. Gemeinsam gründeten sie 1979 gemeinsam mit Angehörigen der ermordeten Kinder und engagierten Hamburger*innen die „Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm“ und richteten eine erste kleine Gedenkstätte ein. Sie waren es, die Angehörige der Kinder und ihrer Betreuer suchten - und fanden. 

Als Nebenklägerin vertrat die Rechtsanwältin in den 1980er Jahren die Angehörigen der ermordeten Kinder gegen Arnold Strippel, einem der Täter am Bullenhuser Damm, im Ermittlungsverfahren und vor dem Landgericht Hamburg. Über das Ende der Bemühungen, ihn vor das Gericht zu stellen, berichtete sie: "Letztlich ist das Hauptverfahren nicht eröffnet worden, weil Arnold Strippel angeblich so krank war, dass er einen Prozess nicht mehr durchstehen würde. Das war für die Angehörigen eine sehr, sehr bittere Erkenntnis."

Um auf das der deutschen Justiz vorgeworfene Versagen im Fall Arnold Strippel hinzuweisen, veranstaltete die Vereinigung "Kinder vom Bullenhuser Damm e.V." 1986 ein "Internationales Tribunal" mit Angehörigen der Ermordeten, ehemaligen Häftlingen des KZ Neuengamme und prominenten Juristen, in dem auch Barbara Hüsing eine aktive Rolle einnahm. Alle Versuche von Barbara Hüsing, die Verfahrenseinstellung gegen Strippel anzufechten, waren vergeblich. Auch wenn die Strafverfolgung scheiterte, so war dieser Kampf nicht vergebens, denn er lenkte in der Öffentlichkeit die Aufmerksamkeit auf die Unzulänglichkeiten bei der justiziellen Aufarbeitung der NS-Verbrechen. 

Für ihr Engagement gegen das Vergessen erhielten Günther Schwarberg und Barbara Hüsing 1987 als erste Deutsche die in den Niederlanden verliehene Anne-Frank-Medaille. Nun, am 4. März 2024, überreichte Senatorin Melanie Schlotzhauer im Hamburger Rathaus Barbara Hüsing das Bundesverdienstkreuz. Herzlichen Glückwunsch zu dieser hochverdienten Auszeichnung, liebe Barbara Hüsing!

Artikel in der taz: Weinen, und dann etwas tun

Gang durch den Rosengarten am Gedenkort Bullenhuser Damm mit Barbara Hüsing

Rechtsanwältin Barbara Hüsing beim „Internationalen Tribunal“, 19.4.1986